Es macht auch hin und wieder Spass, bei der Bierherstellung auch mal über den Tellerrrand der fermentierbaren Getränke zu schauen. Ein Arbeitskollege aus Irland hatte mich auf die Idee gebracht doch einmal Cider herzustellen, da er kein Bier mag. Cider ist im Prinzip ein Apfelwein, der in Flaschen noch spritzig nachkarbonisiert wird und je nach Geschmack nachgesüsst oder mit anderen Zutaten verfeinert wird.
Da ich keine Obstpresse habe und auch sonst keine Lust hatte Apfelsaft erstmal herzustellen, habe ich mich entschieden für meinen ersten Cider Versuch einfach einen fertigen Apfelsaft zu kaufen. Dabei habe ich mich für meine Lieblingsorte entschieden, den guten Pretzfelder naturtrüben Apfelsaft aus dem Obstanbaugebiet der fränkischen Schweiz.
- 4,5L naturtrüben Apfelsaft
- Cider TrockenHefe (Mangrove Jacks Cider Yeast M02)
- Birkenzucker (Xylith)
- Zucker
Die Zutatenliste ist recht überschaubar und so ist auch der Ansatz.
2.10.2018 – Ansatz
Zuerst habe ich die spezielle Cider Hefe angesetzt. Dazu die trockenhefe einfach in 100ml handwarmes Wasser gestreut, einen Teelöffel Zucker eingerührt und die Hefe darauf gestreut. Anschließend die Hefe 10 Minuten zugedeckt arbeiten lassen.
Währenddessen habe ich einen Gärballon gut gereinigt, mit etwas Spiritus desinfiziert und mit heissem Wasser ausgespühlt, so dass kein Spritusgeruch darin übrig geblieben ist. Die 4,5L Apfelsaft hab ich anschließend in den Gärballon langsam eingefüllt, so dass der Bodensatz in den Flaschen zurück geblieben ist. Zusätzlich habe ich noch ein Sieb in den Trichter gelegt. So blieben einige gröbere Trubpartikel zurück.
Damit der Cider nicht zu sauer wird, habe ich den Apfelsaft mit Birkenzucker (Xilith) so gesüsst, dass er leicht süsslich ist. Das Xilith wird von der Hefe nicht umgesetzt und bleibt somit als Süsse im Endprodukt erhalten. Für meinen Geschmack waren 250g auf die 4,5L Apfelsaft ausreichen.
Da die Hefe mittlerweile sich schon gut vermehrt hat, Rühre ich sie in der Schale nochmal kurz um und giesse sie in den Gärballon.
Anschließend den Gärballon verschlossen und kurz durchgeschüttelt, damit die Hefe sich verteilt und mit Sauerstoff vermischt wird. Danach hab ich den gefüllten Gärstopfen darauf gesetzt und den Gärballon an einen ca 21°C warmen dunklen Platz gestellt.
03.10.2018 – Gärung beginnt
Am nächsten Morgen hat die Gärung bereits schon gut eingesetzt.
07.10.2018 – Umfüllen
Nachdem das Gluckern im Gärröhrchen ganz aufgehört hat, hab ich den Apfelwein in einen anderen Gärballon umgefüllt. Diesen hab ich schließlich zur Klärung in den Kühlschranl bei ungefaähr 3°C gestellt
10.10.2018 – Karbonisieren und Abfüllen
Nachdem sich beim Kaltreifen noch etwas Sediment gebildet hat, ist es Zeit den Apfelwein in Flaschen zum Nachkarbonisieren abzufüllen.
Doch vorher habe ich nochmal in einen frischen Gärballon umgefüllt. In diesen habe ich ca 34g Zucker vorgelegt. Das entspricht bei 4,8L Apfelwein ca 7g/L Zucker. Das ist die Menge, die ich früher auch bei Bier verwendet habe.
Den Gärballon, indem sich nun der Apfelwein mit Zucker befindet musste ich kräftig schütteln, so dass sich der Zucker gut mit dem Wein vermischt.
Es sind gut neun Flaschen herausgekommen und ein Glas zum Probieren. Der Apfelwein schmeckt sehr schlank im Körper und nicht zu süß. Der gefühlte Alkoholgehalt ist geringer als bei Weinen und macht daraus ein süffiges Getränk. Jetzt bin ich gespannt, wie das ganze nach der Karbonisierung schmecken wird.
Update 16.10.2018 – Karbonisierung
Aktuell hat sich bereits ein Druck von 1,8Bar in der Flasche aufgebaut. Mal sehen, wie weit das noch steigen wird.
17.10.2018 – Erste Probe und Kaltreifung
Nachdem sich am Manometer nichts mehr getan hat und somit die Hefe ausgearbeitet hat, habe ich mir es nicht nehmen lassen wollen und eine Flasche zum Testen aufgemacht. Der Cider ist sehr spritzig und schäumt auch gut beim Einschänken. Es riecht schon sehr nach vergorenen Äpfeln. Das war eigentlich auch immer der Grund, warum ich bisher keinen gemocht habe. Ich denke hier könnte man noch etwas mit Gewürzen nachhelfen, die das Überdecken.
Vom Geschmack her ist der Cider spritzig und leicht süßlich aber auch sehr süffig. Ein ideales Getränk für den Sommer. Den Alkohl schmeckt man nicht aber er ist vorhanden und nicht zu knapp. Damit der Cider noch etwas weiter reifen und klären kann, hab ich ihn bei 4°C in den Kühlschrank gestellt. Bis zur nächsten Flasche warte ich nun noch ein paar Wochen ab.
27.11.2018 – Letzte Flasche
Jetzt war die letzte Flasche Cider gestern dran. Der Cider ist seit der Abfüllung weiter gut gereift. Eigentlich würde ich fast sagen, dass er jetzt erst so richtig gut trinkbar ist, denn der Geschmack nach Vergorenem nimmt deutlich ab. Anscheinend braucht der Cider etwas Zeit zum Reifen. Einen Monat sollte man ihm also mindestens in der Flasche im Kühlschrank geben. Leider kann ich nun nicht mehr feststellen, wie er schmeckt, wenn dieser weiter reifen würde.
Links:
http://www.obstmarkt-pretzfeld.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Apfelschaumwein
M02 Cider Yeast 9g
https://de.wikipedia.org/wiki/Xylit
Hi, super Beitrag, danke wir werden es genau nach dieser Anleitung versuchen.
Was für ein Mannometer wurde verwendet?
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Hi, ja den Cider hab ich mal einem irischen Arbeitkollegen probieren lassen und er meinte, dass er wie Bulmers schmeckt. Kommt aber sehr auf den Apfelsaft darauf an. Je besser die Ausgangsstoffe, desto besser der Cider. Und da kann ich nur den Pretzfelder Apfelsaft als meinen Favoriten nennen (werde nicht dafür bezahlt das zu erwähnen, ist einfach so, gibt aber sicher auch andere).
Wichtig ist, dass er wirklich 2-3 Monate reifen muss. Erst dann wird er so richtig gut.
Das Manometer ist aus dem Artikel: https://zwieselbrau.wordpress.com/2018/04/14/flaschenmanometer-adapter-aus-dem-3d-drucker/
Schönen Gruß
André
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