„Tucher kehrt zu seinen Wurzeln zurück“, so lautet der Slogan auf der Webseite der Traditionsbrauerei Tucher. Um diesem Motto treu zu bleiben haben sie das unter Denkmalschutz stehende alte Sudhaus (Am alten Sudhaus 4, 90409 Nürnberg) zurück gemietet, während das 100.000qm grosse ehemalige Braugelände mittlerweile mit Wohnungen bebaut wurde.
Übriggeblieben ist nicht nur das Sudhaus, sondern auch der Gärturm.
Tucher ist die letzte grosse weit über Deutschland hinaus bekannte Braumarke aus Nürnberg. Zur Tucher Marke gehören mittlerweile Lederer, Humbser, Grüner, Zirndorfer und viele weitere ehemalige Brauereien aus der Nürnberg/Fürther Gegend. Auch der Zusammenschluss kleinerer Brauereien unter Patrizier Bräu wurde von Tucher übernommen, das selber 1855 einmal aus dem städtischen Weizenbrauhaus hervorgegangen ist. Mit Reif Bräu wurde die Brau AG daraus und die Aktienmehrheit übernahm Reemtsma. In diesem Zuge wurde 1972 das ehemalige Braugelände in der Langen Gasse 20 Nürnberg an die Universität FAU verkauft.
Doch selbst die Brau AG war vor Übernahmen nicht geschützt und wurde 1985 von März übernommen und in Tucher Bräu AG umfirmiert.
Nach der Insolvenz der März-Gruppe ging das Tucher Brau AG an den Bauunternehmer Inselkammer und fusionierte mit Patrizier Bräu AG von Schickedanz und wurde zu einer Privatbrauerei Tucher GmbH umgewandelt
Danach wurde Tucher an Brau und Brunnen verkauft, die wiederrum 2004 von Radeberger unter Oetker übernommen worden sind. 2007 wurde dann das neue Brauhaus an der Stadtgrenze Nürnerg Fürth errichtet. Dabei wurde das Humbser Brauhaus verkauft.
Diese ganze Kette von Verkäufen und Übernahmen hat der Marke Tucher leider nur geschadet. Die einzelnen Besitzer waren weniger am Bier als an den Immobilien interessiert. Die Brauerei selber musste ihre eigene Übernahmen finanzieren. Doch das hat sich unter dem aktuellen Besitzer geändert. Mit dem nun gemieteten alten Sudhaus versucht Tucher sein Image aufzubessern und gibt sich als traditionsbewusstes regionales, sowie überregionales Kulturgetränk und lässt dabei die alten Marken wieder neu aufleben.
In dem alten Sudhaus der Brau AG waren damals zwei Bierproduktionslinien untergebracht, eine für Nürnberger, die andere für Fürther Biere. Diese sind mittlerweile stillgelegt, aber trotzdem befindet sich in dem Gebäude eine kleine 15HL Brauanlage, mit der das Nürnberger Rotbier dort hergestellt wird.
Das im alten Sudhaus hergestellte untergärige Rotbier besteht aus Melanoidinmalz, Carahell und Münchnermalz. Die Hefe kommt aus einer eigenen Zucht. Zusammen werden 80% des Sudes auf 12% Stammwürze eingebraut, die anderen 20% auf 19% Stammwürze.
Die kleinere Sudmenge wird in einem Holzfass weitervergoren. Das Holzfass selber ist nur ausgebrannt und nicht gepecht, so dass CO2 entweichen und Sauerstoff eindringen kann. Bei einer kleinen Probe davon aus dem Zwickelhahn merkt man deutlich das Fassaroma, den höheren Alkoholgehalt und geringere Spritzigkeit.
Verschnitten mit dem anderen Sudanteil schmeckt das Bier aus dem Holzfass sehr lecker.
Insgesamt muss man sagen, dass die Tucherbrauerei sehr gute Biere perfekt herstellen kann. Sie wollen nun auch ihr Image mit dem Wiederbeleben der alten Marken und dem alten Sudhaus einen neuen Schwung in die traditionelle regionale Richtung geben. Auch bei rückläufigen Bierkonsum schafft es Tucher sich damit zu behaupten. Allerdings kann man nur in einem grossen Aktienkonzern bestehen, wenn man hohe Gewinne einfährt. Aktionäre sind erst mit einer Aktienrendite ab 10% zufrieden. Dies wird nur mit grossen Sudmengen erreicht. Diese Menge kann nur abgesetzt werden, wenn man eine Biersorte herstellt, die weit über den regionalen Markt hinaus populär ist und damit einen gewissen Massengeschmack treffen muss. Das heisst nicht, dass das Bier schlecht ist, aber es ist ein Spagat zwischen lokal verwurzelter Bieridentifikation und überegionalen Breitengeschmack. Denn wenn ich als Franke auf den Keller gehe, dann möchte ich auch ein dort gebrautes Kellerbier trinken. Ich hoffe aber für Tucher, dass ihnen dieser Weg gelingt, denn verdient haben sie es aufjedenfall.
Links:
http://www.tucher.de/unsere-werte/
https://www.google.de/maps/place/49%C2%B027’53.1%22N+11%C2%B005’02.2%22E/@49.464761,11.0833828,19z
https://de.wikipedia.org/wiki/Tucher_Br%C3%A4u
https://zwieselbrau.wordpress.com/2017/06/21/brauereifest-tucher/
Hallo Andre,
es stimmt die Tucher Brauerei gehört zur Radeberger Gruppe. Die Radeberger Gruppe ist aber keine AG, sondern eine KG. In der Radeberger Gruppe gibt es kein Einheitsbier sowie es andere große Brauereigruppen machen. So wird in Jever weiterhin ein besonders bitteres Pils gebraut und die Tucher braut ein Pils mit Hopfenaroma. Die Übernahme vom alten Sudhauses war ja auch nur möglich,
weil man in der Radeberger Gruppe erkannt hat, dass regionale Biere an Bedeutung gewinnen.
MfG Alexbräu
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