Neulich hatte ich durch einen Bekannten ein sehr leckeres Bier geschenkt bekommen, das mir sehr gut geschmeckt hatte. Als ich nachschaute, woher das Bier kam, sah ich, dass die Brauerei Wolframsbräu nur 37km von mir entfernt lag. Somit beschloss ich, die Brauerei um einen Besuch anzufragen. Nach einer sehr freundlichen Einladung des Braumeisters Herrn Andreas Falk, fuhr ich also von Schwabach in das nicht weit entfernte wunderschöne Wolframs-Eschenbach zur Brauerei Wolframs Bräu.
Der mittelalterliche Ort ist schon alleine sehr sehenswert. Bekannt ist der Ort für seinen Dichter Wolfram von Eschenbach, der unter anderem das Werk Parzival im 13.Jhrdt. verfasst hatte.
Kommt man in den Altort hinein, hat man das Gefühl , die Zeit wäre stehen geblieben. Die vielen alten Fachwerkhäuser zeugen noch von einem Leben aus einer anderen Zeit.
Am Ende einer kleinen Sackgasse, Schmiedsgasse 3, befindet sich die Brauerei in einem 300 Jahre alten Gebäude, das früher einmal eine Limonadenfabrik war.
Das Sudhaus ist gut von außen durch eine Glasfront einsehbar und hat die Grösse etwa einer Doppelgarage. Hier braute auch gerade schon der in Weihenstephan diplomierte Braumeister Herr Falk seinen neuen Sud, als ich Ihn dort antraf.
Die Sudanlage hat Herr Falk selber zusammengestellt und ist so nicht von der Stange zu kaufen. Mit liebe zum Detail hat er viele Kleinigkeiten an die Anlage angebracht, die eine Brücke von der damaligen Braukunst zur heutigen schlagen soll. Der Eindruck, man steht in einer Art lebendigem Museum, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Zum Beispiel befindet sich am Läuter-/Whirlpoolbottich aus Edelstahl ein fast 100 Jahre altes Thermometer.
Es steckt ja schon viel Arbeit darin ein eigenes Sudhaus aufzubauen, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdienen will. Parallel dazu aber noch das eigentliche Brauhaus zu restaurieren, ist schon eine gehörige Portion Arbeit. Somit begann der Rückbau des Gebäudes bereits 2015, als Herr Falk noch in Zermatt das Monte Rosa braute. Dorthin verschlug es Ihn in dem Jahr, nachdem er die Brauerei Rothenburg verließ, die er 2008 gegründet hatte. Doch die Arbeit an dem Brauhaus, über dem er auch selber wohnt, ist noch lange nicht abgeschlossen. Im Kopf vom ambitionierten Braumeister stecken noch viele Ideen und Verbesserungen, die er gerne in nächster Zeit umsetzen möchte.
Soweit es ging, hatte Herr Falk bei der Wiederherstellung die alten Sandsteine in den Mauern wiederverwendet. Zwischen der modernen Maischepfanne und Läuterbottich befinden sich dann auch wieder kleine Accessoires, wie die kupferne Spindelanlage oder ein altes Geländer aus einer aufeglösten alten Brauerei.
Neben der 10hL Maischepfannen steht ein grosser Heisswassertank und die kleine Plattenkühlanlage hängt dahinter an der Wand. Darunter befinden sich Behählter für die Reinigungsflüssigkeiten.
In dieser Sudanlage stellt Wolframs Bräu aktuell zwei Biersorten, das Wolframs Seidla und das Böckla her. Das besondere an den Bieren ist, dass sie nach dem Dekoktionsverfahren im Zweimaischverfahren hergestellt werden. Dieses Verfahren hab ich bisher nur noch in Museumsbrauereien gefunden. Aber irgendwie passt dieses alte traditionelle Verfahren genau zu diesem geschichtsträchtigem Gebäude.
Die Zutaten zum Bier sind hauptsächlich Landgerste aus der Gegend und Hopfen Hallertauer Mittelfrüh. Der Hopfen wird dabei, wie nach alter Tradition bereits in die Vorderwürze, Kochmaische, Whirlpool und im Lagertank gegeben, Also eigentlich das, was Craftbeer Brauer wieder entdeckt haben, wurde bereits vor vielen Generation schon so gelebt.
Im hinteren Teil des Sudhauses befindet sich eine Wasseraufbereitungsanlage. Danach ist ein kleinerer Raum getrennt angeschlossen, indem die Bierwürze mit obergäriger Hefe K97 drei Tage lang offen vergoren wird.
Herr Falk ist auch Stolz auf seine eigene konstruierte Hefepropagationsanlage in diesem Teil des Gebäudes.
Im unteren Teil des Gebäudes befinden sich die Lagertanks. Aus diesen wird das Bier in einer im Nebengebäude befindlichen kleinen Abfüllanlage unfiltriert in Fässer und Flaschen abgefüllt. Herr Falk findet es sehr wichtig für das Überleben einer Brauarei und die Einhaltung der Bierqualität eine eigene Abfüllanlage zu haben, auch wenn diese preislich der Sudhausausstattung gleich kommt.
Neben den Lagertanks befindet sich auch ein Tiefbrunnen. Allerdings ist das Wasser darin leider nicht zum Brauen geeignet.
In einer Garage steht auch das noch im Umbau befindeliche zukünftige Auslieferfahrzeug. Doch damit ist es mit den Projekten noch nicht genug. In einem Nebenbau wird ein Schalander als Gastraum ausgebaut. Auch hier soll soweit es geht die alte Bausubstanz erhalten bleiben und wiederverwendet werden. In diesen Räumen sollen Braukurse und Bierproben, sowie andere Veranstaltungen stattfinden.
Herr Falk ist nicht nur Brauer aus Leidenschaft und mit Leib und Seele dabei, er hat auch eine romantische Ader, die ihn mit der alten Brautradition verbindet. Dies sieht man an seinem wieder hergerichtetem Sudhaus, seiner Brauanlage, seinem Brauverfahren und seinen Rezepten. Selbst seine Bierkästen aus Holz runden das in sich stimmige Gesamtbild ab. Herr Falk hat nicht nur eine Brauerei aufgebaut, sondern auch eine Kombination aus althergebrachter Tradition, verknüpft mit moderner Technik. Und dabei entspringt noch ein sehr erfolgreiches gutes Bier. Ich wünsche ihm weiterhin gute Erfolge.
Links:
https://www.wolframs-braeu.de/
https://zwieselbrau.wordpress.com/2019/11/23/kellerbier-von-wolframs-braeu/
https://www.google.de/maps/place/49%C2%B013%E2%80%9936.8%22N+10%C2%B043%E2%80%9938.3%22E/@49.226897,10.7267488,198m
https://zwieselbrau.wordpress.com/2019/11/23/kellerbier-von-wolframs-braeu/
https://de.wikipedia.org/wiki/Parzival
https://hobbybrauer.de/forum/wiki/doku.php/dekoktion
super, dass nach Eschebach wieder eine Brauerei kommt!
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